i-Size und ECE 44-04 – Kindersitz Prüfnormen im Vergleich
Das eigene Kind ist das kostbarste, das Eltern je in ihrem Auto transportieren. Dementsprechend ist die Entscheidung für den richtigen Kindersitz oft von großer Verunsicherung über die Sicherheit der Sitze zu spüren. Denn wie bei den meisten Produkten am Markt gibt es auch bei Kindersitzen eine große Spannbreite an Preisklassen. Doch heißt teuer gleich gut und sicher?
Alle europäischen Hersteller von Autokindersitzen müssen diese vor dem Verkauf auf Herz und Nieren nach den Prüfnormen der europäischen Wirtschaftskommission ECE von zugelassenen Prüfstellen testen lassen. In Deutschland werden diese Tests vom TÜV durchgeführt. Erst wenn alle Anforderungen der Prüfnorm eingehalten werden, erhält der Kindersitz das Testsiegel. Zu Verwirrung bei den Eltern kommt es jedoch, da derzeit zwei parallel gültige Normen, für die Tests zugelassen sind. Die offizielle Bezeichnung: ECE 44-04 und ECE R-129 (i-Size).
Die neue i-Size Norm ist im Juli 2013 in Kraft getreten. Diese soll langfristig in einem fließenden Übergang die ECE 44-04 Norm ablösen. Wann keine Sitze mehr nach 44-04 zugelassen werden und wann diese dann nicht mehr benutzt werden können, ist derzeit noch nicht entschieden. Fest steht, dass die Übergangsfristen sehr lange gewählt werden und Sitze nach 44-04 noch viele, viele Jahre verwendet werden können. Also auch für eine langfristige Familienplanung ist dieser Übergang noch nicht relevant.
Ziel der neuen i-Size Norm ist es einen höheren Sicherheitsstandard für Autokindersitze auf europäischer Ebene zu gewährleisten. Die Weiterentwicklung von Standards für Kindersitze ist dabei nicht überraschend. So kannst du dich vielleicht noch daran erinnern nicht in einem Kindersitz gesessen zu haben. Heute unvorstellbar, noch vor 30 Jahren gar nicht unüblich.
Die Einführung der neuen Norm bedeutet jedoch keineswegs, dass Kindersitze die nach ECE 44-04 zugelassen sind automatisch weniger Sicherheit gewährleisten. Viele Hersteller haben so zum Beispiel auch vor der Einführung der neuen Norm interne Seitenaufprall Crashtests durchgeführt und die Sitze mit entsprechendem Schutz ausgestattet.
Was ist neu bei i-Size?
1. Fahrtrichtung
Bisher haben Eltern oft zu früh, teilweise schon vor dem ersten Geburtstag des Kindes von der Babyschale zum nächsten meist vorwärts gerichteten Sitz gewechselt. Der Kopf des Kindes ist jedoch gerade in den ersten Lebensjahren verhältnismäßig groß und schwer und die Nackenmuskulatur noch wenig entwickelt. Im Falle eines Frontalaufpralls war wirken durch die Vorwärtsbewegung sehr hohe Kräfte auf Kopf und Nacken und können so schwere Verletzungen verursachen. Daher müssen Kinder nach der neuen i-Size Norm mindestens 15 Monate rückwärtsgerichtet fahren.
ECE 44-04: rückwärtsgerichtet ab 9kg
i-Size: rückwärtsgerichtet mindestens 15 Monate
2. Einteilung nach Körpergröße
Den passenden Sitz für das eigene Kind zu finden ist nicht immer leicht. Bisher wurden Sitze in Gewichtsgruppen eingeteilt. Nach der i-Size Norm wird die Einteilung nun nach der Körpergröße vorgenommen.
ECE 44-04: Einteilung nach Gewicht
i-Size: Einteilung nach Körpergröße, maximal Gewicht des Kindes
3.Seitenaufprallschutz
Die i-Size Regel schreibt einen Seitenaufprallschutz bei Kindersitzen vor und dieser wird auch bei der Zulassung getestet.
ECE 44-04: kein Test des Seitenaufprallschutz, jedoch bieten viele Hersteller auch bei Sitzen nach ECE 44 inzwischen Seitenaufprallschutz
i-Size: Seitenaufprallschutz Pflicht und Testkriterium
4. Kompatibilität mit Fahrzeugen
Langfristiges Ziel ist es, dass ein i-Size Kindersitz in jedes Auto mit ‚i-Size ready‘ Sitz passt. Dazu ist es notwendig, dass auch die Automobilhersteller ihre Sitze auf die Verwendung von i-Size Sitzen prüfen und dann zertifizieren lassen. Das ist bisher nur in den neuesten Automodellen der Fall. In der Zwischenzeit ist es weiterhin notwendig die Herstellerlisten auf Kompatibilität des Kindersitzes mit dem Fahrzeug zu überprüfen.
ECE 44-04: Typenlisten mit Fahrzeugeignung für Sitze
i-Size: langfristig i-Size ready Sitze in Fahrzeugen und Ablösung der Typenliste
5. ISOFIX Pflicht bis 105cm
Bereits vor der Einführung der i-Size Regelung war die erhöhte Sicherheit bei der Verwendung von ISOFIX Systemen bekannt. ISOFIX Anker verbinden den Sitz beziehungsweise die Basis auf der der Sitz befestigt wird mit der Karosserie des Autos. Außerdem werden Fehlinstallationen wie ein nicht genug gestraffter Gurt vermieden. Für i-Size Kindersitze bis 105cm gilt eine ISOFIX Pflicht.
ECE 44-04: Kindersitz kann mit ISOFIX oder mit Sicherheitsgurt befestigt werden
i-Size: Verankerung mit ISOFIX ist Pflicht, Ausnahme sind i-Size Babyschalen
Fazit
Die Einführung der i-Size Norm ist eine konsequente Weiterentwicklung für Testkriterien. Kindersitze nach ECE 44-04 weisen zum Teil die gleichen hohen Sicherheitsstandards auf und du kannst auch in den kommenden Jahren bedenkenlos Sitze mit diesem Prüfsiegel kaufen.
Für Fragen rund um das Thema und bei der Auswahl der richtigen Kindersitzes stehen wir dir jederzeit Telefonisch, per Email oder in unserem Fachhandel in Biesenthal zur Verfügung.
